"Wir sollten nicht nur leben, als ob wir morgen sterben, sondern auch, als ob wir zweihundert Jahre leben können." (abgewandelt nach Marie von Ebner-Eschenbach, 1830-1916)
Paartherapie ist eine Form der Psychotherapie, die dazu dient, aktuelle oder seit längerer Zeit schwelende Probleme oder Schwierigkeiten in einer Paarbeziehung zu bearbeiten. Zur Ursache, Entstehung, Entwicklung und Aufrechterhaltung dieser Konflikte gibt es verschiedene Erklärungsmodelle. Psychoanalytisch orientierte Ansätze gehen davon aus, dass bestimmte zentrale Konflikte aus früheren seelischen Entwicklungsphasen noch nicht verarbeitet wurden. In der Mehrgenerationen-Familientherapie vermutet man die Ursache von Paarkonflikten in den Herkunftsfamilien der beiden Partner. In der Systemischen Paartherapie versucht man zu klären, durch welche "zirkulären Prozesse" die Konflikte des Paares aufrechterhalten werden.
Kommunikationspsychologische Ansätze versuchen die Kommunikations-formen der Partner zu verbessern. Man unterscheidet folgende typische Kommunikationsmuster, die eine Partnerschaft dauerhaft zerstören können:
1. Kritik mit Schuldzuweisungen und Anklagen
2. Verteidigung oder Verleugnung eigener Anteile, die zum Konflikt beitragen
3. Verachtung und Geringschätzung des Partners
4. "Mauern", sich Abschotten für Annäherungsversuche und Rückzug
5. und die Demonstration der eigenen Macht.
Es ist völlig normal, dass in einer Partnerschaft zwischenmenschliche Probleme auftauchen. Manchmal nehmen diese Probleme jedoch überhand, und der Blick für mögliche Lösungen geht dann vollständig verloren. Andererseits kann es auch sein, dass Sie in Ihrer Partnerschaft nicht mehr so glücklich sind wie am Anfang und sich fragen, wie es dazu kam und was Sie dagegen tun können. In beiden Fällen kann eine Paartherapie, Paarberatung oder Eheberatung helfen. Bei allen drei Begriffen handelt es sich weitgehend um ein und dieselbe Dienstleistung. Wichtig ist:
☼ Sie müssen aktiv werden und
☼ Sie müssen eine Therapeutin oder einen Therapeuten finden, bei der oder dem sich gut aufgehoben fühlen.
Hier einige Fragen, die Ihnen zum einen helfen können, Ihre Partnerschaft zu überdenken, aber gleichzeitig auch Themen für eine Paartherapie sein können:
1. Zuneigung & Vertrauen: Lieben oder mögen wir uns noch? Besteht noch Vertrauen zwischen uns? Finden wir uns gegenseitig attraktiv? Sind wir noch gerne zusammen? Gibt es Zeiten, in denen wir uns gut verstehen, aufeinander freuen? Ist es uns oder einem von uns wichtig, unsere Beziehung zu verbessern? Signalisieren wir uns gegenseitig Zuneigung? Gibt es noch Gemeinsamkeiten?
2. Zärtlichkeit: Haben wir noch Körperkontakt (in den Arm nehmen, streicheln usw.)? Schmusen wir miteinander? Geniessen wir Zärtlichkeit? Oder gehen wir uns gegenseitig aus dem Weg?
3. Sexualität: Gibt es noch eine gemeinsame sexuelle Aktivität? Wird diese als angenehm oder als Pflichterfüllung erlebt? Als befriedigend oder als problematisch? Gab es eine Zeit in der Sexualität als befriedigend erlebt wurde? Ist Sexualität eine Konfliktquelle?
4. Gemeinsame Interessen: Teilen wir gemeinsame Weltanschauungen? Haben wir gemeinsame Interessen? Teilen wir ein Hobby? Haben wir ähnliche Lebensziele und Lebenspläne oder sind diese nur schwer zu vereinbaren (z.B. einer wünscht sich Ehe und Kinder, der andere nicht)? Sind wir uns einig darüber, was man im Leben erreichen will, was man vermeiden will?
5. Grenzen und Territorien: Hat jeder seinen eigenen Bereich? Wird der Bereich vom anderen respektiert?
6. Solidarität: Ist mein Partner da, wenn ich ihn brauche? Ist er da, wenn es mir schlecht geht? Habe ich Unterstützung durch ihn, auch bei Angriffen von aussen?
7. Reziprozität: Habe ich das Gefühl genauso viel von der Beziehung zu profitieren wie der andere? Fühlt sich einer von uns beiden ausgebeutet? Fühle ich mich häufig unverstanden?
8. Macht und Status: Wer darf was bestimmen? Hat einer von uns beiden die Hosen an? Wer von uns beiden muss wozu sein Einverständnis geben? Wer muss über was informiert werden? Bestimmt meine Partnerin / mein Partner immer und trifft auch für uns beide oder die Familie wichtige Entscheidungen alleine? Bestimmt er/sie weitgehend alleine über Geld, Urlaub, Freundeskreis, Kindererziehung, sexuelle Aktivitäten und leide ich darunter? Kann ich meine Wünsche und Bedürfnisse meiner Partnerin / meinem Partner noch mitteilen oder befürchte ich, dass sie von vorneherein abgelehnt werden? Sind mir die Wünsche und Bedürfnisse meines Partners egal? Werde ich häufig kritisiert, kritisiere ich häufig den anderen oder kritisieren wir uns gegenseitig?
9. Bereitschaft zu Vergeben: Bin ich bereit, meinem Partner seinen Seitensprung zu vergeben? Zu vergeben, wie er mich behandelt hat? Zu vergeben, dass er/ sie nicht da war, als ich ihn/sie brauchte?
10. Kommunikation: Können wir noch miteinander reden? Reden wir nur aneinander vorbei oder schweigen wir uns an? Reden wir nur noch über belanglose Themen? Redet jeder nur noch über sich selbst? Besteht unsere Unterhaltung nur noch aus Problemthemen? Streiten wir häufig oder immer? Kommt es häufig zu Missverständnissen? Können wir einander zuhören? Kann ich über Alltägliches reden oder muss ich z.B. wichtige Informationen zurückhalten, um keinen Streit zu riskieren? Kann ich über meine Wünsche, Bedürfnisse und auch über meine Enttäuschungen sprechen?
11. Gesundheit: Leidet einer von uns beiden aufgrund der Beziehungsprobleme an psychosomatische Beschwerden, z.B. an Magenschmerzen, Verspannungen oder Kopfschmerzen?
Meistens treffen mehrere dieser Punkte zusammen. Zu Beginn der Probleme versucht der eine noch mit dem anderen oder versuchen beide miteinander zu reden. Hierbei kommt es dann häufig zum Abblocken des Gesprächs oder zu Schuldzuweisungen. Dies führt zu weiterem Rückzug voneinander, konstruktive Gespräche und gemeinsame Unternehmungen werden weniger, die Vorwürfe an den anderen nehmen zu, man will und ist mitunter nicht mehr in der Lage, dem anderen zuzuhören, reagiert mit Unverständnis für die Bedürfnisse des anderen, fängt an, seine Enttäuschungen aufzulisten, wird rechthaberisch, ist Gesprächen nicht mehr zugänglich ….. das Paar befindet sich in einem Teufelskreis.
Eine Paartherapie hilft dabei, das oben beschriebene festgefahrene Kommunikationsmuster zu unterbrechen. Zur Erreichung folgender Ziele gibt es verschiedene Methoden und Techniken.
☼ Allgemeine Therapieziele können sein, sich Sorgen und Ängste von der Seele reden, neue Lösungsmöglichkeiten finden und sich danach besser und freier fühlen, die eigenen Energien wieder finden, wieder Spaß miteinander haben, den „Krieg“ beenden und wieder in Harmonie leben, wieder ein glückliches Paar werden. Manchmal kann es auch ein Therapieziel sein, herauszufinden, ob man zusammenbleiben oder sich trennen möchte.
☼ Jeder von uns hat seine Vorstellung darüber, wie eine Beziehung aussehen soll. Je nach Lebensgeschichte der beiden Partner können diese Vorstellungen deutlich voneinander abweichen. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer verbesserten Partnerschaft ist es, die Beziehungsvorstellung des anderen zu verstehen, z.B. wie soll die Beziehung aussehen, was will ich in der Beziehung, was erwarte ich vom anderen, welche Regeln sollen gelten?
☼ Häufig entstehen Missverständnisse dadurch, dass man vom anderen Dinge erwartet, die man ihm nie sagte, nach dem Motto „Wenn er mich wirklich liebt, weiss er genau, was ich denke, fühle, was ich möchte“. Kein Mensch kann in einen anderen hineinschauen. Deshalb ist es wichtig, sich über die eigenen Wünsche klar zu werden und zu lernen, sie anzusprechen.
☼ Mitunter werden Enttäuschungen, Ärger und Ängste nicht angesprochen, sei es um Streit zu vermeiden, den „Familienfrieden“ zu wahren oder auch um den anderen nicht zu belasten, ihm nicht wehzutun. Eine Paartherapie hilft dabei in einem ruhigen Rahmen, Enttäuschungen, Ängste und Ärger angemessen ausdrücken zu lernen und eventuelle Missverständnisse und Vorurteile auszuräumen.
☼ Da Partnerschaft aus Geben und Nehmen besteht - aus Einzahlen und Abheben auf ein Beziehungskonto - ist es genauso wichtig, die Wünsche des Partners wieder wahrnehmen zu lernen.
☼ Irrationale Erwartungen an die Partnerschaft, wie z.B. Liebe ohne Wenn und Aber (Es darf nur mich geben.), Eifersuchtsdramen, der Drang, den Partner kontrollieren zu müssen, engen den anderen ein. Hier hilft die Paartherapie, diese Überzeugungen zu erkennen und im Gespräch eine Lösung dafür zu suchen.
Die Erfahrung zeigt, häufig ist bei einem der Partner der Leidensdruck grösser als beim anderen oder er ist bereiter, sich von aussen Hilfe zu holen. Falls Ihr Partner nicht zur Therapie mitkommen möchte (meistens steckt dahinter die Angst vor Schuldzuweisung oder auch die Angst, zu einem Psychotherapeuten zu gehen und als verrückt angesehen zu werden), sollten Sie zunächst alleine die Therapiesitzungen wahrnehmen. Signalisieren Sie Ihrem Partner jedoch deutlich, dass Sie so nicht weiterleben möchten und bitten Sie ihn, zu einer der nächsten Sitzungen einfach als Angehöriger mitzukommen und sich über eine Paartherapie zu informieren und eventuelle Befürchtungen anzusprechen.
Üblicherweise finden gemeinsame, gelegentlich auch einzelne Sitzungen statt. In diesen gemeinsamen Sitzungen moderiert die Paartherapeutin das Gespräch zwischen Ihnen und Ihrem Partner. Sie motiviert Sie, mit Ihrem Partner über Ihre Bedürfnisse, Wünsche, Partnerschaftsprobleme, Ängste, Befürchtungen, Enttäuschungen, Hoffnung und Liebe zu sprechen und bisher Unausgesprochenes zu klären. Sie schafft einen Rahmen, in dem Sie sich beide frei äussern können, um so wieder eine neue Sicherheit für ein Miteinander zu entwickeln. Hierzu ist es notwendig, die Problembereiche herauszuarbeiten, gemeinsame Therapieziele zu formulieren, neue Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten und die damit verbundenen notwendigen Verhaltensweisen zu erlernen. Dazu gehören auch Übungen wie etwa sich selbst zu beobachten, dem Partner zuzuhören, ihm Rückmeldung zu geben und konstruktive Vorschläge zu machen.
Die Länge einer Paartherapie richtet sich nach der Schwere der Beziehungs-probleme, den Zielen, die von den Partnern erreicht werden möchten, der Zeit, die beide bereit sind, dafür zu investieren aber auch danach, ob eventuell andere körperliche (aktuelle oder chronische Krankheiten) oder psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen oder Ängste) zur Konflikthaftigkeit einer Beziehung beitragen. Mitunter reichen ein oder zwei Sitzungseinheiten, manchmal braucht der Klärungs- und Veränderungsprozess ein, zwei Monate oder länger.
Eine Sitzungseinheit beträgt 50 Minuten. Üblicherweise werden pro Sitzungstermin von vorneherein zwei Sitzungseinheiten vereinbart.
Das Honorar für paartherapeutische Einzelsitzungen orientiert sich an der Gebührenordnung für Psychotherapeuten (GOP) und beträgt pro Sitzungseinheit 100,- Euro. Wird im Rahmen eines vereinbarten Sitzungstermins die Zeit um mehr als 10 Minuten überzogen, so wird im gemeinsamen Einvernehmen die zusätzlich verbrauchte Zeit anteilig in Rechung gestellt.
Die Paartherapie wird üblicherweise von mir als einzelne Therapeutin durchgeführt. Sollte ein weiterer Therapeut hinzugezogen werden, verdoppelt sich der Betrag für eine Sitzungseinheit.
Die Kosten für eine Paartherapie werden, da laut Sozialgesetzbuch V keine Störung mit Krankheitswert vorliegt, üblicherweise nicht durch die gesetzlichen oder privaten Kranken- und Unfallversicherer oder durch die Beihilfe übernommen.
Ein altes chinesisches Sprichwort sagt:
Jedes Ding hat drei Seiten. Eine Seite, die ich sehe, Eine Seite, die Du siehst Und eine Seite, die wir beide nicht sehen.